GESCHICHTE

Geschichte der Pfadi

Die Pfadi ist wohl die bekannteste Jugendbewegung unserer Zeit. Schon seit über hundert Jahren führen die Pfadfinderinnen und Pfadfinder weltweit abwechlungsreiche Aktivtäten in der Natur durch, engagieren sich in spannenden Projekten und übernehmen Verantwortung für sich selbst und ihre Mitmenschen. Zur Gründung der Pfadibewegung kam es schon 1907 durch den Engländer Robert Baden-Powell. Mit grosser Geschwindigkeit breitete sich der Pfadigedanke aus und es kam zu Gründungen von Pfadigruppen auf der ganzen Welt.

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Damit gewann die Pfadi eine internationale Dimension, welche sie bis heute beibehalten undausgebaut hat: Eine Jugendbewegung mit völkerverbindendem Charakter. Auch in der Schweiz schossen die neu gegründeten Gruppen  aus dem Boden. Als die beiden existierenden Verbände für Knaben und Mädchen 1987 fusionierten, resultierte daraus die Pfadibewegung Schweiz (PBS), in welcher sich bis heute alle nationalen Pfadigruppen zusammenschliessen.

Wie der Gedanke der Pfadibewegung aber ursprünglich entstand, wie es zur Gründung der ersten Pfadigruppen in der Schweiz kam und welche Meilensteine unsere Verbandsgeschichte geprägt haben, das sollst du auf den folgenden Seiten erfahren.

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Eine Jugendbewegung entsteht

Wie es in Grossbritannien durch Baden-Powell zur Gründung der „Boy Scouts“ kam und kurz darauf die „Girl Guides“ entstanden. 

Die Pfadfinderbewegung wurde 1907 vom Engländer Robert Baden-Powell gegründet, um Kindern und Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu bieten. Um zu verstehen, welche Vorgeschichte diesem Ereignis zu Grunde liegt, lohnt es sich, einen kurzen Blick auf das Leben von Baden-Powell zu werfen:

Als 19-Jähriger trat Robert-Stephenson Smyth Baden-Powell, so hiess er mit vollem Namen,  in den Dienst der königlichen Armee ein, was ihn alsbald in die damals britische Kolonie Indien führen sollte. Dort entwickelte Baden-Powell ein Konzept für das Auskundschaften unbekannter Gebiete und schon bald wurde er mit der Ausbildung von Spähern, sogenannten „Scouts“, beauftragt. Mehrere Male war Baden-Powell in der Folge in Afrika stationiert, wo er sich in seiner Freizeit mit grossem Interesse naturkundlichen Studien widmete. Auch die natürliche Lebensweise der Einheimischen und deren Wissen faszinierten ihn.

Im Jahr 1900 wurde Baden-Powell in England zum Volkshelden, nachdem er die Stadt Mafeking mit zahlenmässig stark unterlegenen Truppen lange gegen die angreifenden Buren verteidigt hatte. Da nicht genügend Erwachsene zur Verteidigung der Stadt vorhanden waren, griff Baden-Powell auch auf die anwesenden Jugendlichen zurück und teilte ihnen Aufgaben zu. So waren diese für den Informationsfluss zuständig, verteilten Post oder unternahmen Botengänge. Die Jugendlichen waren offenbar mit grossem Engagement bei der Sache und Baden-Powell gewann in dieser Zeit eine wichtige und neuartige Erkenntinis: Auch Jugendliche waren dazu bereit, Verantwortung zu übernehmen. Und sie taten dies sogar gerne, wenn es von Erwachsenen anerkannt wurde.

Aufgrund dieser Ereignisse und der grossen Bekanntheit  von Baden-Powell vertieften sich viele englische Jugendliche in dessen kurz zuvor erschienenes Buch „Aids for scouting“. Baden-Powell reagierte darauf, indem er ein neues Buch namens „Scouting for Boys“ schrieb, welches die Jugendlichen zum Erkunden ihrer Umgebung ermutigte. Eigentlich war die Lektüre als Sammlung von Anregungen für bestehende Jugendgruppen gedacht. Doch schon bald zeigte sich, dass mit den „Boy Scouts“ eine neue Jugendbewegung entstehen sollte. 1907 war es soweit: Baden-Powell führte ein erstes Lager mit 22 Jugendlichen durch.

Die Pfadfinderidee verbreitete sich mit grosser Geschwindigkeit auch bei Mädchen. Baden-Powell und seine Schwester Agnes verfassten in Anbetracht des grossen weiblichen Interesses gemeinsam ein Handbuch für Mädchen-Scouts, sogenannte „Girl Guides“. Agnes übernahm die Leitung der „Girl Guides“, welche sie später an Olave Baden-Powell, die Gattin ihres Bruders, weitergab. Schnell wuchsen die Pfadfinderinnen und Pfadfinder zur grössten Jugendorganisation  Grossbritanniens, und der Pfadfigedanke wurde in die Welt getragen. Heute ist die Pfadi eine weltweite Bewegung mit rund 38 Millionen Mitgliedern.

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Pfadibewegung in der Schweiz

Die Pfadibewegung blieb nach ihrer Gründung 1907 nicht auf Grossbritannien beschränkt: Der Funke hatte gezündet und sprang auf andere Länder über. Überall auf der Welt  bildeten sich neue Pfadfindergruppierungen,  welche zu dieser Zeit allerdings noch ziemlich unabhängig voneinander arbeiteten. Von Chile bis Australien: Alleine in totalitären Staaten wurde die Pfadibewegung verboten.

In der Schweiz stiessen Baden-Powells Ideale sehr bald auf Interesse. Die ersten Pfadfindergruppen für Jungen wurden bereits 1910 gegründet, die ersten Mädchen fanden sich nur wenig später als Pfadfinderinnen zusammen. Häufig waren es bereits bestehende Organisationen, welche Pfadfindergruppen ins Leben riefen. Die Initiative ging in den meisten Fällen von Erwachsenen aus. Besonders in den Städten waren Kinder und Jugendliche von den Aktivitäten in der Natur sehr angetan. Die Aussicht, nicht nur Schulbänke zu drücken, sondern mit einer gemeinsamen Altersgruppe Abenteuer zu bestehen, sportliche Wettkämpfe auszutragen und fern vom Elternhaus in Lager zu leben, verschaffte den Pfadfindern und Pfadfinderinnen in der Schweiz immensen Zulauf.

Am 5. Oktober 1913 fanden sich diverse kantonale Pfadfinderverbände in Bern zusammen und gründeten den Schweizerischen Pfadfinderbund (SPB). Anders als bei den Jungen war bei den Mädchengruppen der Drang, sich eine gemeinsame Organisationsform zu geben, zunächst weniger stark ausgeprägt. Es dauerte folglich einige Jahre, bis 1919 der Bund Schweizerische Pfadfinderinnen (BSP) entstand.In ihrer Rolle als mehrsprachiges und politisch neutrales Land  wurde die Schweiz in der Folge auch zu einer wichtigen Begegnungsstätte der weltweiten Pfadibewegung. Die Pfadizentren in Kandersteg (1923) und Adelboden (1932) wurden gegründet und sind bis heute Treffpunkte für internationale Zusammenkommen und kulturellen Austausch geblieben.

Schon zu dieser Zeit fanden erste zaghafte Versuche der Zusammenarbeit zwischen schweizerischen Pfadfinderinnen und Pfadfindern statt. Die Bemühungen sollten sich allerdings erst später intensivieren und 1987 zur Fusion der beiden Verbände führen: Die Pfadibewegung Schweiz (PBS) wurde gegründet. Heute ist die Pfadi mit 45’000 Mitgliedern und rund 700 lokalen Gruppen die grösste Jugendbewegung der Schweiz und steht für Abenteur, Feundschaften und gemeinsame Erlebnisse in der Natur. Sie engagiert sich in internationalen Partnerschaften, übernimmt Verantwortung und bietet Jugendlichen eine sinnvolle und abwechslungsreiche Freizeitbeschäftigung.

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